Johanna Borsch berichtet vom Fort Richmond Collegiate - Winnipeg (Manitoba / Kanada)
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Von Alpha bis Omega;

Von Gastfamilie bis Kirche

 Dazwischen lagen drei prägende Monate, die mir keiner mehr nehmen kann und die ich nie bereut habe, denn ich habe in dieser kurzen Zeit Kanada kennen und lieben gelernt. Das lag nicht zu letzt an meiner richtig lieben und einmaligen Gastfamilie. Ich habe mich schon ab der ersten Woche wie ein richtiges Familienmitglied gefühlt, was mir mein 10-jähriger Gastbruder bereits zwei Wochen nach meiner Ankunft bestätigte, indem er mir sagte, dass die anderen Gastschüler vor mir nicht so aufregend gewesen seien. Wir beide hatten jede Menge Spaß zusammen und er war für mich wie mein richtiger kleiner Bruder. Genauso waren aber auch meine Gasteltern für mich fast wie richtige Eltern. Allerdings war ich nicht nur ein Teil dieses engen Familienkreises sondern auch des erweiterten Familienkreises. Meine Gastgroßeltern haben mich zum Beispiel einmal mit zum Football genommen, weil mein Gastvater keine Zeit hatte. Das war ein einmaliges Erlebnis.

Neben der Gastfamilie war natürlich auch die High School ein großer Teil meines Lebens dort. Die High School dort kann man aber keineswegs mit deutschen Schulen vergleichen. Die High School dort ist vielmehr auch eine große Familie, in der Schüler und Lehrer genauso vertraut mit einander umgehen wie Schüler mit Schülern. Am meisten fasziniert hat mich der erste Schultag, als sich Schüler und Lehrer zur Begrüßung umarmt haben oder als ich an meinem letzten Schultag von meiner Chemie- und Physiklehrerin als Verabschiedung zum Essen eingeladen wurde.

Am meisten geprägt hat mich dabei allerdings etwas, was ich nicht erwartet hätte, dass es mich so sehr beeindrucken könnte. Ich rede von der Kirche.

Durch meine Gastfamilie, sehr gläubige Baptisten, bekam ich nämlich die Möglichkeit an ihren Gottesdiensten teilzunehmen.

Ich habe die euphorischen Gottesdienste genossen. Es ist eine ganz andere Art, Gottesdienst zu feiern. Die Lieder wurden nicht durch Orgeln begleitet, sondern von einer ganzen Band mit Schlagzeug, Keyboard, Bass und Sängern gespielt und so gestaltet, dass man von der Atmosphäre förmlich mitgerissen wurde. Auch die Texte waren modern und leicht zu verstehen. Stellenweise mag es vielleicht auch an ein christliches Popkonzert erinnert haben, aber das Wesentliche, Gott, geriet dabei nie aus dem Blick.

Aber auch die Art des Betens war anders. Es gab keine strengen Regeln, wie man es vielleicht gewohnt ist, sondern jeder konnte auf seine eigene Weise beten. Das endete teilweise darin, dass plötzlich Menschen in für mich fremden Sprachen anfingen laut Gott oder Jesus zu preisen. Die Überzeugung der Menschen war schon sehr beeindruckend.

Aber nicht nur die Gottesdienste haben mich fasziniert, sondern auch die Offenheit der Gemeinde. Ich weiß gar nicht, wie viele unbekannte Menschen mich vor oder nach einem Gottesdienst in der Kirche angesprochen haben und mich nach meinem Wohlbefinden gefragt haben. Das war für die Leute ganz selbstverständlich und gab mir das Gefühl willkommen zu sein.

Gleichzeitig war die Kirche aber auch ein guter Ort um Freunde zu finden. Es gab viele Aktionen für Jugendliche, bei denen man jede Menge Spaß hatte und viele nette Leute kennen lernen konnte. Im Nachhinein habe ich mich sogar geärgert, dass ich nicht eher angefangen habe, zu diesen Treffen zu gehen.

Allen zukünftigen Austauschschülern kann ich nur empfehlen während ihres Aufenthalts, selbst einmal eine Kirche zu besuchen, denn es sind ganz besondere und andere Erfahrungen, die man dort machen kann und die sehr starke Eindrücke hinterlassen können. Mich persönlich haben sie zum Beispiel sehr geprägt. Mittlerweile häufen sich meine Kirchenbesuche und gewisse Dinge ergeben jetzt einfach einen ganz neuen Sinn. Probiert es selbst!

 

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