Winnipeg: Tessa Hanselle berichtet vom Murdoch MacKay Collegiate Institute - Winnipeg (Manitoba / Kanada)
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Ein halbes Jahr in Kanada

143 Tage auf der anderen Seite des Atlantiks. 7 Stunden Zeitverschiebung. Andere Sprache, Kultur und Lebenseinstellung. Und ich mittendrin.

Das waren meine Gedanken, als ich im Flugzeug Richtung Winnipeg saß. 5 Monate habe ich im kanadischen Manitoba verbracht und die Erfahrung meines Lebens gemacht.

Meine Schule, das Murdoch MacKay Collegiate Institute, lag im Stadtteil Transcona, ca. eine halbe Stunde von der City entfernt. Dort habe ich mit meiner Gastfamilie gewohnt. Meine „Familie“ bestand aus einer alleinstehenden Frau, die schon öfter Austauschschüler aufgenommen hatte und einer Gastschwester aus Brasilien. Später wechselte diese jedoch die Familie und eine Taiwanesin wurde zum neuen Familienmitglied. Unser Haus war klein, deshalb hätte man sich schlecht aus dem Weg gehen können, aber das war absolut nicht nötig.

Meine Gastmutter war Friseurin und hat viel gearbeitet, weshalb wir zwei Mädels oft nach der Schule allein zu Hause waren und gemeinsam kochten, Wäsche wuschen, Sport machten oder TV guckten. Das hört sich erst vielleicht nicht besonders spannend an, aber es waren ganz neue Erfahrungen für mich, diese Dinge in Kanada zu tun. Besonders, wenn eine kleine Asiatin, die kaum Englisch spricht, dabei ist.

Da kommen wir auch schon zu dem Punkt Sprache, vor dem sich bestimmt einige fürchten. Dazu gibt es wirklich keinen Grund. Meine Gastmutter hat am Anfang immer extra deutlich und langsam gesprochen, um sicher zu gehen, dass ich sie verstehe, aber nach kurzer Zeit hat sie das gelassen. Allerdings hatte ich da schon keine Probleme mehr damit. Man glaubt nicht, wie schnell man die Leute versteht, auch wenn man davor nicht so gut in Englisch war.

In der Schule war es genauso. Da an meiner Schule über 20 Austauschschüler aus 7 verschiedenen Ländern waren, hatten wir einen speziellen Englisch-Kurs für uns und zwei Betreuerinnen, die uns bei allen möglichen Fragen oder Problemen halfen. Die Atmosphäre in der Schule war komplett anders, als ich sie von meiner deutschen gewohnt war. Wenn man ins Sekretariat hineinkam, wurde man mit „Darling“ oder „Sweetheart“ begrüßt, die Lehrer fragten einen auf dem Flur nach dem Wochenende oder wie es einem geht, der Unterricht wird auch mal für eine lustige Anekdote unterbrochen und die morgendlichen Durchsagen und die Nationalhymne gehören zum Alltag. Die Fächerwahl von Sprachen, über Naturwissenschaften, bis hin zu  Fashion, Mechanics oder Photography ist groß und die Ausstattung der Schulen gut. Das Beste an der Schule waren aber definitiv die Menschen, die ich dort kennengelernt habe. Besonders die anderen Austauschschüler und die Betreuer werden zu einer Art Familie, mit der man viel unternimmt, auch außerhalb der Schule. Ich habe nun Freunde von überall aus der Welt und halte zum Teil engen Kontakt mit ihnen.

Generell haben wir viel unternommen, mit der Schule, mit Freunden oder auch mit der Familie. Man macht Schulausflüge ins Ballett, ins Kino, ins Museum, zu Sportveranstaltungen. Mit den Freunden geht man viel in die Malls zum Shopping oder nur zum Bummeln oder zum Sport.

Dass man in der Zeit zunimmt, ist leider kein Gerücht, aber es gibt sehr viele Möglichkeiten, wie man das eingrenzen kann ;)

Weil es in Winnipeg so kalt ist ( -40°C kommen schon öfters vor), konnten wir im Winter viel Schlitten und Schlittschuh fahren, ausgiebige Schnellballschlachten machen und Skifahren.

Die Gegend um Winnipeg herum ist im Herbst wunderschön, besonders in den Nationalparks, wo man wirklich die tolle Landschaft Kanadas bewundern kann.

Im Winter, wenn Schnee liegt, funkelt alles und die Sonnenaufgänge, so wie Untergänge sehen spektakulär aus. Geregnet hat während der fünf Monate nur ein paar Tage lang, danach hat es nur noch geschneit. Und wie!

Da die U.S.- Grenze nicht weit entfernt ist, sind meine Gastmutter und ich sogar für ein Wochenende einmal „rübergefahren“. Generell haben wir echt viel unternommen und viele ihrer Freunde und Familienmitglieder kennengelernt, die einen immer mit offenen Armen empfangen haben.

Natürlich habe ich auch ein bisschen Heimweh gehabt zwischendurch, aber ich konnte ganz offen mit meiner Gastmutter oder auch mit den Betreuern in der Schule darüber reden. Da Winnipeg eine relativ hohe Rate an deutschen Zuwanderern hat, gibt es dort sogar ein paar Läden, in denen deutsche Lebensmittel verkauft werden und wo die Leute auch zum Teil Deutsch sprechen. Für mich war es komisch, in ein Geschäft zu gehen und dort auf Deutsch begrüßt zu werden, weil man selber nur Englisch spricht und, nach einer Weile, auch denkt.

Das gehört zu den größten Vorteilen, die ich bei dem Austausch hatte. Mein Englisch hat sich total verbessert und, es klingt vielleicht etwas komisch, ich bin an den Herausforderungen gewachsen. Mein Freundeskreis hat sich um einiges vergrößert und die kanadische, entspannte Art ist ein bisschen in mich übergegangen ;)

 

Es gibt noch Unmengen an Dingen, die erzählt werden könnten, aber das Beste ist, wenn man sie einfach selbst erlebt! Ich würde es zu gerne wieder :)
 

Fotos zu diesem Bericht

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